June 1992
Der Spiegel
Spectrum

KINDER AUS PAPIER
4. Internationalen Biennale der Papierkunst im Leopold-Hoesch-Museum, Düren

Das Chamäleon unter den Papieren wird nachts aktiv: Am Tage ist es blaß, kaum sichtbar, in der Dämmerung lichtgelb auf grauvioletten Hintergrund; erst bei völliger Dunkelheit strahlt es giftgelb auf blauviolett. Mit Linien und Pflanzenformen aus fluoreszierendem Papier hat die Schweizer Künstlerin Ruth Handschin einen "Leuchtraum" im Dürener Leopold-Hoesch-Museum gestaltet.

Insgesamt 47 Künstler stellen bei der 4. Internationalen Biennale der Papierkunst bis zum 20. September aus. Gottfried Helnweins weiße Pappmaché-Kinder erleben in einem künstlerischen und kitschigen Paradies ewige "White Christmas". Die Dänin Jane Balsgaard baut kubistische Gebilde aus Weidenruten und handgeschöpftem Papier. Die Kubusformen sollen an nordische Heuschober erinnern. Mit gepreßtem Papier, auf dem Graspflanzen wachsen, will der New Yorker Steven Siegel auf eine "neue Geologie" aufmerksam machen die sonst unsichtbare Verseuchung des Bodens durch Umweltgifte.

“White Christmas” 1992:
http://www.helnwein.org/werke/aktionen/group33/image276.html