1972
profil, Wien

FALK ZWINGT KUNST RAUS
Helnwein-Ausstellung abgebrochen

Gottfried Helnwein, 24, Maler mit Schock-Effekt, bescherte mit seiner Ausstellung in der Pressehaus-Galerie dem Zeitungs-Krieger Kurt Falk unruhige Stunden. Redakteure und Drucker kommentierten Helnweins narbenverzierte Kinderportraits und Folterszenen als pervers und und schätzten den Urheber als geistesgestört ein.

Die Geschockten - darunter der "Presse"-Abendländer Otto Schulmeister - bombardierten den Pressehausherren Falk mit Protestanrufen. Am fünften Tag der Ausstellung gab Falk, dem die Bilder persönlich gefielen, den Bilderstürmern nach, und Helnwein verlud seine Werke unter dem tröstenden Zuspruch des "Kronen Zeitung"-Kulturredakteurs Karlheinz Roschitz in ein Taxi. Verunsicherer Helnwein, dessen Bilder Assoziationen mit Schmerz, Angst und Gewalt wecken, zeigte sich über Falks Zensur "befremdet".

Emotionelle Ausbrüche wollte Helnwein mit seinen Bildern schon länger provozieren - so gut gelungen ist es ihm bislang aber noch nie.